1607 – 1658
Schau wie wundersam die Natur
sich weiset!
Wie sie Wurtzel aus manchem
Stamm forttreibet,
welcher ungepflegt sonsten
wild verbleibet,
und das Bauervolk in den
Wäldern speiset:
Wann die Gartenkunst Äste
ritzt und reiset,
und dem Erdenkorb’ artig
einverleibet,
deren Fäserlein zarter Saft
bekleibet,
wird geschlachtere Frucht
darvon gepreiset.
Oft des Fleisses Spuhr auch zu
impfen pfleget,
wann ein starken Ast man
herunter säget,
daß die Reiserlein bessre
Nahrung ziehen.
So die Teutsche Sprach’
unbemerkt verwildert,
die gesamter Fleiß
reiflich-zart gemildert,
wann FruchtBringende sich
hierbey bemühen.
1607 – 1658
Nunmehr
studiert man nicht. Nun geht in wenig Tagen
Der
welt-berufne Markt in Leipzig wieder an:
Man
sieht schon hie und da die fremden Kaufmannswagen,
Die
führen manches Gut und manchen Handelsmann.
Wer nun
die Sachen nicht will in der Zeit erfragen,
Der
setzt das gute Glück und seinen Nutz hintan.
Doch
wer sein Vorteil will zur rechten Stund erjagen,
Derselbe
mache sich mit andern auf die Bahn.
Die
Messe wird ihm auch das Kleinste nicht versagen;
Er bringe
nur bar Geld. Hier ist der freie Plan,
Da
niemand weichen darf, da jeder sein Behagen
Nach
aller Herzenslust und Hoffnung finden kann.
Doch
welcher alles Geld denkt wieder heimzutragen,
Der
bleibe nur davon, so hat er wohl getan.
1607 – 1658 hochmögenden Förderer der deutschen Sprache
Mit Blumen fang ich an. Wann
von der Wolken Zinnen
Den Blumen-Lenzen malt der
Sonnen-Strahlenband,
So blühen Blumen auf. Werft
auf mein Myrthenpfand,
Ihr Sonnen meines Tuns, ihr
Blumen deutscher Sinnen,
Auch ein geneigtes Aug, so
wird verblümt von hinnen
Der Blumgedichte Ruch
durchduften Luft und Land.
Nehmt an mit milder Huld ein
blumenreiches Band;
Durch euch wird Blum und Reim
mehr Ruhm und Ruch gewinnen.
Nehmt, was hier aufgeblümt der
Pegnitz reiner Rand,
Der Blumen-Schäfer Lust: Es
läßt der Einfalts-Stand
Gelehrten Blumen-saft in
deutsche Sprache rinnen.
Ich schlechter Blumen-Hirt leg
mit getreuer Hand
Die Früchte meiner Blum zu
eurer Füße Sand.
Die Blumen fruchten mehr, man
wird es werden innen.
1607 – 1658
Ich lehn an dem Kamin mit
überschränkten Beinen,
Halt in der linken Hand ein
Pippen an den Mund,
Entzündet mit dem Licht am
vollen Pfeifenschlund,
Daß des Tabaks Geruch und
Rauch mich fast macht weinen.
Was Bacchus’ Weihrauch wirkt,
kann niemand hier verneinen,
Weil er das feuchte Haupt
betrucknet zu der Stund,
Führt aus die kalten Flüß und
machet uns gesund;
Doch ist nur rotes Bier, das
sich läßt mit vereinen.
Gleichwie der Äolus die Wolken
führet weit,
So meister ich die Dämpfe mit
finsterem Geschwürm
Und laß aus meinem Mund ein
wallendes Gestürm.
Wie aber soll der Wust
verdüstern mein Gedanken?
Soll solche Nichtigkeit auch
meine Sinn umschranken?
Nein, ich schau in dem Rauch
ein Bild der Eitelkeit!